- Wie können wir richtig Rat geben?
- 🎥 How to tame your Advice Monster | Michael Bungay Stanier
- Warum wollen wir eigentlich unbedingt Rat geben?
- 📄 Ratschläge geben beeinflusst das Machtgefühl von Personen.
- 📄 Je näher wir einer Person stehen, desto eher wollen wir ihr Rat geben.
- Rat geben ist kein guter Rat
- Was kann ich tun?
- Was sollte ich nicht tun?
- 💡 Remember this
Wie sich jemand fühlt, der gerade von uns unaufgeforderten Rat bekommt, ist auf diesen Bildern mehr als eindrücklich dargestellt. Jede/r von uns war schon mal in der Situation, den Rat zu erteilen bzw. zu hören.
Dann hören oder sagen wir Dinge wie: „Konzentrier dich doch auf die positiven Seiten.“, oder „Vielleicht solltest du mal Yoga probieren.“, oder natürlich auch immer gut: „Mach dir ne Mindmap über pros und cons.“ Und wenn wir jetzt ehrlich zu uns sind: es hat wahrscheinlich in den meisten Fällen nicht geholfen und uns oder unser Gegenüber nicht wirklich positiver gestimmt – er/sie fühlt sich dann eher nicht verstanden, nicht gehört und vielleicht auch mit seinem/ihrem Problem allein gelassen.
Wie können wir richtig Rat geben?
🎥 How to tame your Advice Monster | Michael Bungay Stanier
Warum wollen wir eigentlich unbedingt Rat geben?
📄 Ratschläge geben beeinflusst das Machtgefühl von Personen.
Die Studie aus dem Jahr 2018 hat untersucht, wie das Geben von Ratschlägen das Machtgefühl von einzelnen Personen beeinflusst. Studienteilnehmer wurden nach dem Zufallsprinzip einer der drei Gruppen zugewiesen: Personen, welche
- (1) aufgefordert Rat geben,
- (2) unaufgefordert Rat geben und
- (3) der Kontrollgruppe angehören.
Die Teilnehmer wurden dazu aufgefordert, sich an eine Situation in der Vergangenheit zu erinnern, in welcher sie einer anderen Person einen Rat gegeben haben (Personen in der Kontrollgruppe mussten lediglich über eine gewöhnliche Konversation berichten). Anschließend wurden sie darum gebeten, anhand eines Fragebogens Auskunft über ihr Machtempfinden, ihren wahrgenommenen Einfluss und über den Umfang des angenommenen Ratschlages zu geben.
- Das Geben von Ratschlägen stärkt das Machtgefühl des Einzelnen
- Das Geben von Ratschlägen ist ein Einflussfaktor für Macht, welchem der wahrgenommene Einfluss des Einzelnen als Mechanismus zugrunde liegt.
- Teilnehmer, welche unaufgefordert Ratschläge gegeben haben, erlebten einen signifikanten Machtzuwachs, während diejenigen, die explizit um Rat gefragt worden sind, keinen zusätzlichen Machtzuwachs wahrgenommen haben
- Dies deutet darauf hin, dass der Machtzuwachs, den die Rat gebenden erlebten, in erster Linie durch den Akt des Ratgebens (d.h. die Möglichkeit, die Ergebnisse des Ratsuchenden zu beeinflussen) und nicht durch die Tatsache, dass sie um Rat gebeten wurden, verursacht wurde.
- Personen, die nach Macht streben, geben mehr Ratschläge
- Eine weitere Teilstudie hat herausgefunden, dass diejenigen, die ein stärkeres Machtbedürfnis haben, mehr Ratschläge an andere erteilen.
- Das Erteilen von Ratschlägen an andere stellt für Personen mit starken Machtbedürfnis eine subtile Art dar, Einfluss auf andere auszuüben.
- Das Erteilen von Ratschlägen führt nur dann zu einem Machtzuwachs, wenn der Rat auch angenommen wird.
Quellen:
- Goldfarb, A. (2019, Oktober 21). How to Give People Advice They’ll Be Delighted to Take. The New York Times. https://www.nytimes.com/2019/10/21/smarter-living/how-to-give-better-advice.html
- Schaerer, M., Tost, L. P., Huang, L., Gino, F., & Larrick, R. (2018). Advice Giving: A Subtle Pathway to Power. Personality and Social Psychology Bulletin, 44(5), 746–761. https://doi.org/10.1177/0146167217746341
📄 Je näher wir einer Person stehen, desto eher wollen wir ihr Rat geben.
Insbesondere wurde herausgefunden, dass wir eher dazu neigen, jenen Menschen unaufgefordert Ratschläge zu geben, welchen wir nahe stehen. Demnach korreliert die Beziehungsnähe positiv mit dem Verteilen von unaufgeforderten Ratschlägen. Die Teilnehmer neigten dazu, Freunden, denen sie sich näher fühlten, mehr Ratschläge zu erteilen als Freunden, denen sie sich weniger nahe fühlten.
Wir tun dies vor allen Dingen aus 5 Gründen:
- Druck
- Wenn sich eine Person, die uns nahe steht, schlecht fühlt, verspüren wir mehr Druck, dieser helfen zu wollen.
- Bei nicht nahestehenden Personen ist dieser Druck geringer.
- Relative Einfachheit
- Unaufgefordert Ratschläge an andere weiterzugeben ist einfacher, wenn diese uns nahestehen, weil wir uns weniger gehemmt fühlen.
- Höhere Bereitschaft
- Wenn es sich bei unserem Gesprächspartner um einen engen Freund handelt gehen wir davon aus, dass der-/diejenige auch eine höhere Bereitschaft aufweist, unseren Rat empfangen zu wollen.
- (Falsche) Interpretation
- Wenn ein enger Freund uns von einem Problem bzw. einer schwierigen Situation erzählt, gehen wir eher davon aus, dass dieser uns nach Rat fragt / dieser unseren Rat hören will.
- Bei gleicher Offenbarung eines weniger engen Freunden gehen wir auch weniger davon aus, dass der-/ diejenige unseren Rat hören will.
- Wahrnehmung
- Wir erkennen bzw. nehmen es oft nicht wahr, wenn wir anderen Menschen Ratschläge geben.
Quelle: Feng, B., & Magen, E. (2016). Relationship closeness predicts unsolicited advice giving in supportive interactions. Journal of Social and Personal Relationships, 33(6), 751–767. https://doi.org/10.1177/0265407515592262
Rat geben ist kein guter Rat
#1 Being told what to do triggers defensiveness
Immer dann, wenn uns eine Person sagt, was wir tun sollen und wie wir es tun sollen, reagieren wir mit einer Abwehrhaltung, mit Trotz. Denn wir wollen immer unsere unsere persönliche Freiheit und Entscheidungsfreiheit maximieren und sehen dieses Ziel dann in Gefahr. Kurzum: wir machen wahrscheinlich eher das Gegenteil von dem, was uns gerade gesagt worden ist.
#2 You never know the whole story
Auch wenn wir unser Gegenüber noch so gut kennen und seit vielen Jahren mit ihm/ihr befreundet sind, können wir niemals die ganze Geschichte, den ganzen Hintergrund der Situation erfassen. Und wir können auch nie wissen, wie genau der/die andere sich fühlt.
#3 Your experiences are never the same
Auch wenn wir meinen, dass wir mal in einer ähnlichen Situation gesteckt haben oder etwas Vergleichbares vielleicht sogar wirklich schon mal erlebt haben, sind diese Erfahrungen oder Gefühle von uns nicht dieselben. Es ist wie ich es gerade schon einmal gesagt habe: auch wenn wir es viel zu oft meinen: wir können nicht in andere Personen reinschauen und wissen, wie sie sich fühlen.
#4 If they haven't asked, it won't work
Ein eigentlich sehr offensichtlicher, aber dennoch meist vernachlässigter Grund: Warum sollte jemand, der uns nicht nach unserem Rat gefragt hat, Rat von uns hören wollen? Wenn uns jemand von seinen/ihren Problemen erzählt, will diese Person gehört und nicht belehrt werden.
Was kann ich tun?
Auszug aus: Murphy, K. (2020). You’re not listening: what you’re missing and why it matters (First edition). Celadon Books., Kapitel 12
Was sollte ich nicht tun?
Anweisungen geben! z.B.
Siehe auch: