Die Trauerexpertin Nancy Berns erklärt, warum wir keine "Closure" brauchen, um von einem Verlust zu heilen. Vielmehr können wir Frieden finden, indem wir unsere Freude und unsere Trauer gemeinsam tragen.
Ein geliebter Mensch stirbt und uns wird gesagt, dass wir "Closure" finden müssen. Schießereien in Schulen passieren und eine Gemeinschaft sucht nach "Closure". Befürworter der Todesstrafe sagen uns, dass wir Hinrichtungen brauchen, damit die Familien der Opfer einen Abschluss finden können. Als Osama bin Laden getötet wurde, hieß es in den Schlagzeilen der ganzen Nation: "Jetzt können wir mit 9/11 abschließen". Natürlich sagten uns andere Schlagzeilen, dass die Familien der Opfer berichteten, dass sie nie einen Abschluss finden würden, dass es kein Ende für ihre Trauer und ihren Verlust geben würde.
Leute benutzen "Closure", und meinen unterschiedliche Dinge. Einige sprechen von Frieden und Vergebung, andere über Rache und Vergeltung. Manche sagen, es geht um das Vergessen; andere sagen, um das Erinnern. Und obwohl es keine einheitliche Definition für Abschluss gibt, gibt es eine gemeinsame Interpretation davon - dass es ein Ende unserer Trauer gibt, dass es eine Endgültigkeit für etwas Schlimmes gibt, das passiert ist.
Brauchen wir einen Abschluss? Die Antwort ist NEIN, aber um es noch weiter zu umfassen, das Konzept von “Closure” existiert gar nicht. Es ist ein erfundenes Konzept, das wir benutzen, um über Verlust und Trauer zu sprechen, aber danach zu streben, kann mehr schaden als nützen.
"IN GRIEF THERE IS NO STAGE CALLED CLOSURE." Kessler, 2019
Es braucht kein ”Abschließen” um zu heilen. Die Idee des Abschließens ist verlockend, es ist verlockend zu denken: Wie komme ich zurück zu meinem freudigen Leben ohne den Schmerz? “Closure” verführt uns also zu dem Gedanken: Wenn ich damit abgeschlossen habe, kann ich wieder zur Normalität zurückkehren. Aber das Problem ist, dass das Konzept von “Closure” das verzerrt, was in unserer Trauer vor sich geht.
Es ist nicht so einfach. Der Grund dafür, dass es nicht so funktioniert, ist, dass die Vorstellung von Freude auf einer Seite und Trauer auf der anderen eine Illusion ist. Unsere Gesellschaft vermittelt uns, dass unsere Emotionen gespalten sind - dass es diese positiven Emotionen gibt, wie Freude und Liebe, und dann gibt es negative, schlechte, wie Trauer, Wut und Schmerz, und wir wollen versuchen, die positiven zu haben, wir wollen nicht so sehr die anderen und versuchen, sie loszuwerden.
TED Talk: Nancy Berns, How to Heal By Carrying Your Grief
Aber das ist auch nicht die Art, wie Emotionen funktionieren. Wir können mehr als eine nur eine Emotion zur gleichen Zeit empfinden. Anstatt also Freude und Trauer zu trennen, gehen sie mit einher. Sie sind miteinander verbunden, und als Menschen haben wir die Fähigkeit, Freude und Trauer gleichzeitig fühlen. Was würde also passieren, wenn wir, anstatt den Menschen zu sagen, dass sie ihren Schmerz verbergen sollen, versuchen würden Geschichten auferleben zu lassen, die Freude und Liebe beinhalten?
Source of content: How to Heal By Carrying Your Grief
Nächstes Kapitel:
Vierter Schritt: Beispielhafte Anteilnahme